Erdbeben und Vulkanausbrüche gehören fast schon zum Alltag der Neuseeländer. Doch was zunächst bedrückend, gar lebensbedrohlich klingen mag, ist in aller Regel meist ganz harmlos und oft sogar recht faszinierend. Letzten Endes ist es genau diesen Naturereignissen zu verdanken, dass die Inseln des entlegenen Südpazifikstaates heute überhaupt existieren, sich nach wie vor weiterentwickeln und zumeist in Größe und Höhe wachsen.
Während alte historische Gebäude Neuseelands ständig nachgebessert sowie aufwendig und kostspielig erdbebensicher gemacht werden, genießen neue moderne Strukturen und (Privat-)Häuser ungemein hohe Baustandards. Ähnlich wie in anderen "bewegten" Inselstaaten, zum Beispiel Japan und Island, hat sich auch die neuseeländische Bevölkerung mit derartigen Gefahren arrangiert. Ein jeder wird regelmäßig dazu angehalten, sich aktiv auf Katastrophen vorzubereiten. So klärt man schon die Kleinsten in Schulen auf und richtet sich daheim ein Survival Kit für den Ernstfall her, um auch ein paar Stunden ohne Strom, fließend Wasser und einen Supermarkt auskommen zu können.
Am vergangenen Montag, den 22. Februar 2021, hat Neuseeland den 185 Opfern gedacht, die vor genau zehn Jahren im verheerenden Erdbeben von Christchurch mit einer Stärke von 6,3 auf der Richterskala 2011 zur Mittagszeit um 12:51 Uhr ihr Leben verloren haben sowie den massiven Folgen vieler tausender Beben vor und sogar noch Jahre nach den eigentlichen Erschütterungen.
Das Epizentrum des besagten Erdbebens befand sich direkt unter dem kleinen Hafenort Lyttelton, zehn Kilometer vom Kern der damals noch zweitgrößten Stadt des Landes entfernt. Viele denkmalgeschützte Gebäude, inklusive Neuseelands größter Kathedrale, wurden zerstört und zwei Drittel des Geschäftsviertels mussten später abgerissen werden. Der Wiederaufbau hält bis heute an.
Zum sechsten Jahrestag 2017 wurde am Ufer des malerischen Flusses Avon das sogenannte Oi Manawa Canterbury Earthquake National Memorial in Form einer ausdrucksstarken Marmorwand eröffnet, in dessen Stein die Namen aller Opfer graviert wurden. Gleichzeitig zollt es den vielen Schwerverletzten und betroffenen Familien Respekt, symbolisiert und gedenkt dem fortbestehenden Trauma, aber auch allen Unterstützern.
Die Erde ist ein rastloser Planet mit ständigen Gefahren, natur- und menschengemachten Katastrophen. Trotz des alltäglichen Risikos durch Erdbeben und Vulkanausbrüche gilt Neuseeland in diversen Rankings immer wieder als eines der - wenn nicht oft sogar das - sichersten Länder der Welt. Die Kriminalitäts- und Korruptionsrate ist verschwindend gering; atomare Energie und Waffen nicht existent. Außerdem gilt der progressive Südpazifikstaat in vielerlei Hinsicht als frauen- und allgemein menschenfreundlichste Nation der Erde. Hier genießen die Bürger Freiheit, Frieden und vor allem Gerechtigkeit.
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